Fangen wir mal direkt so an:
Ich habe schon viele Konzerte erleben dürfen. Aber dieses war der absolute Hammer!
Vielen Dank für einen wirklich wundervollen Abend. (Hint: Am Ende gibt es ein Video.)
Aber genug der Floskeln. Blicken wir kurz zurück. Im Herbst 2013 bin ich eher zufällig über ein Album gestolpert, dessen Titel und Bandname mich so fasziniert hat, dass ich es unprobegehört mitgenommen habe. Nicht die schlechteste Entscheidung, wie meine Frau und ich feststellen durften. Das Album hieß Kraniche und der Künstler nannte sich schlicht Bosse.
Kurz danach fanden wir uns bei einem Bosse-Konzert in der kleinen Messehalle in Chemnitz wieder, wo wir einen tollen Abend hatten. Danach wuchs unsere (digitale) Bosse-Alben-Sammlung ziemlich schnell. „Taxi“, „Wartesaal“, „Kamikazeherz“ und sogar das legendäre (und von Axel wohl lieber vergessene) „Guten Morgen Spinner“-Album landeten in unserer Sammlung. Der Playcount zeigte schnell, dass uns Beiden besonders die Akustik-Versionen der Bosse-Songs gefielen und so war es wohl unvermeidbar, dass wir kurz nach Vorverkaufsbeginn Tickets für die „Leise Landung“-Akustiktour von Bosse aus dem Briefkasten angeln konnten.
Unser letzter Besuch im Alten Schlachthof war ja eher zwiespältig. Wir waren bei Roger Cicero, dessen Open-Air-Konzert im Sommer offensichtlich wegen zu geringer Ticketverkäufe verlegt wurde. Als Entschädigung für die Verlegung durften Ticketinhaber im Alten Schlachthof in der PK3 Platz nehmen. Also quasi ganz hinten. Da hätte man auch gleich draußen warten können. Zudem war es extrem warm und überheizt, was bei den nahezu unverschämten Getränkepreisen an der Bar schon fast Absicht gewesen sein könnte. Außerdem sprang der Funke bei Roger nicht so richtig über. Schade, das haben wir schon ganz anders erlebt. Aber das war letztes mal. Und darum geht es auch nicht.
Es geht um Bosse. Okay, warm war es auch, wenn auch lange nicht so extrem wie bei Roger. Die Barpreise waren dieselben. Aber auf der Bühne sah man sofort, dass es ein besonderer Abend werden würde. Kaum ein freies Plätzchen. Alles vollgestopft mit Instrumenten. Ich kann wirklich nicht behaupten, den größeren Teil der Geräte schon einmal gesehen, geschweige denn benennen zu können.
Auf Facebook hatte Bosse am Nachmittag angekündigt, dass es pünktlich 20:00 Uhr losgeht und keine Vorband gibt. Nachvollziehbar, da der Tontechniker im Teaser zur Show davon sprach, zwischen 30 und 40 Mikrofonspuren auf seinem Mischer zu haben. Da will man nicht noch eine Vorband abmischen. Ich habe uns lustigerweise daraufhin zu einem Stammtischtreffen gegen 22:30 angemeldet. Ich hatte ja keine Ahnung.
Gleich beim ersten Song sprang das Feuer des sympatischen Frontmannes aufs Publikum über. Mit viel Einsatz und Enthusiasmus und sympathischen und netten Geschichten führte der Frontmann Axel gefühlvoll und unterhaltsam durch ein ca. 90minütiges Programm.
Dabei rollten Gefühswellen von Glück, Gänsehaut und Tanzlaune immer wechselnd durch das Publikum. Jeder Song ein Erlebnis, jeder Song für die Akustik-Tour neu interpretiert.
Die Band begeisterte nicht nur durch gefühlvolle Arrangements und ständig wechselnde Instrumente, sondern auch durch eine ungewöhnliche Vielseitigkeit. Man hatte das Gefühl, jeder durfte mal jedes der tollen Instrumente spielen.
Geschichten über die Entstehung der Songs, die Entwicklung des Künstlers aber auch über die Fans, Liebe und Gefühle begleiteten die tolle Performance. Das Duett zu „Frankfurt Oder“ war sicherlich einer der Höhepunkte des Programms.
Ich sprach vorhin von 90 Minuten. Das überraschende war, dass nach dieser Zeit nicht etwa das „Bühne verlassen – Applaus – Zugabe – Bühne verlassen – Applaus-Saallicht“-Spiel begann, sondern Axel einfach sagte: „15 Minuten Pause. Dann geht es weiter.“
Und genau so war es. Frisch umgezogen präsentierte Bosse eine weitere Stunde umwerfendes Programm. Ein Höhepunkt jagte den anderen und nicht nur dem tollen LIcht und dem herausragend guten Ton ist es zu verdanken, dass der Abend wirklich außergewöhnlich war. Kaum erwähnenswert, dass der anschließende Termin längst abgesagt und vergessen war.
Nicht nur das Publikum, sondern zumindest auch Axel Bosse hatte sichtbar Spaß an dem Auftritt. Statt Zugabe kam einfach eine Ansage: „Wir sparen uns mal das von der Bühne gehen und spielen einfach weiter. Das ist also jetzt die Zugabe.“, was dann überging zu „Das ist unser definitiv letztes Lied. Danach können wir nur noch was wiederholen.“ und „Müssen wir schon raus? Nicht, dass die uns den Strom abdrehen? Okay, dann noch 3 Lieder. Was wollt Ihr hören?“. Es war einfach unglaublich!
Falls Ihr die Gelegenheit haben solltet, die „Leise Landung“-Tour in den nächsten Tagen irgendwo in Deutschland erleben zu können, freut Euch auf einen atemberaubend schönen, unvergesslichen Abend! Und falls Ihr noch keine Tickets habt, für Lingen und Flensburg soll es wohl noch Resttickets geben!
Für alle anderen bleibt nur das folgende Handyvideo, das ich in Dresden aufgenommen habe.
Vielen Dank an das Team und die Band von Bosse und alle Beteiligten für einen herausragenden Abend. Wir sehen uns sicher wieder.